Glyptik

Gemmen- oder Steinschneider

 

Glyptik - Gemme - Kameo - Intaglio

 

Die Kunst des Steinschneidens, also das Gravieren von Edelsteinen wird "Glyptik" genannt. Glyptik ist eine Ableitung des altgriechischen Wortes glýphein, was aushöhlen oder eingraben bedeutet.
 "Gemme" ist  lateinischen Ursprungs und abgeleitet von Gemma — dem gravierten oder nur geschliffenen und polierten Edelstein.  Der Begriff "Gemme" steht sowohl für einen vertieft, wie auch für einen erhaben geschnittenen Edelstein. "Gemme" lässt sich in "Intaglio" und "Kamee" unterteilen, wobei Intaglio für einen vertieft gravierten und Kamee für einen erhaben gravierten Stein steht. Auch die Berufsbezeichnung gemmarius sculptor, der Gemmen- bzw. Steinschneider der Antike, ist auf das Wort Gemma zurückzuführen.
Das Wort „Kameo“, das wohl die Kreuzfahrer nach Europa mitbrachten, findet man seit dieser Zeit in zahlreichen mittelalterlichen Texten in diversen Variationen, die meist mit cama oder gama beginnen, wie zum Beispiel camahatus, camaie oder gamah und gamähinstein. Im Persischen trifft man auf das Wort chumahäu. Die genaue Herkunft des Wortes Kameo ist jedoch noch immer nicht geklärt. Die seit dem 18. Jahrhundert in Deutschland üblichen Bezeichnungen Kameo (der Kameo) oder Kamee (die Kamee), sind auf die italienischen und französischen Wörter cameo und camée zurückzuführen.
Das italienische Wort "Intaglio" verwendet man ausschließlich für einen vertieft geschnittenen Stein. Intaglio ist abgeleitet von intagliare - graben oder gravieren. Die deutsche Pluralform lautet "Intaglien".
 
 
 
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Siebentausend Jahre Glyptik

Bereits seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. verstand man es Figuren in weiche Steine zu gravieren. Mit dem Aufkommen der Radtechnik im frühen 2.Jahrtausend v. Chr. gelang es auch härtere Steine zu schneiden. Die aus Lagenachat geschnittenen Kameen wurden erst im 3. Jahrhundert v. Chr. im ptolemäischen Alexandria erfunden. Die wenigen aus dieser Zeit erhaltenen Kameen sind von überragender Qualität. Eine Qualität die sich über die Jahrtausende leider nicht immer halten ließ. Die Qualitätsskala reicht deshalb vom handwerklichen Erzeugnis bis hin zum Kunstwerk.

Gemmen nennt man die durch Farbe und Glanz faszinierenden Meisterwerke der Steinschneidekunst. Kleine gravierte Edelsteine, in den Stein eindringende ästhetische Kompositionen, Kunstwerke, die vom Betrachter in die Hand genommen, zum Leben erwachen. Gemmen sind eine eigenständige Gattung der Kunst, anderen Kunstformen ebenbürtig.
Zu den überragenden Gemmenschneidern in dieser langen Tradition zähle ich Dexamenos von Chios (5. Jahrhundert v. Chr.) welcher den nur 1,7 x 2,2 cm großen blauen Chalcedon-Skarabäoiden mit dem Bild eines fliegenden Reihers graviert und signiert hat, die namentlich nicht bekannten aus hellenistischer Zeit, denen wir die Tazza Farnese, den Ptolomäerkameo, den Kameo Gonzaga und den Coup de Ptolémée verdanken. Die Graveure der großen Staatskameen augustäischer, tiberischer und caliguläischer Zeit - deren Namen wir auch nicht kennen. Den vor 2000 Jahren lebenden Dioskurides Sohn Hyllos - er beherrschte die Signatur in Vollendung - ein kleiner Kameo in Berlin mit der Büste eines schelmisch lachenden Satyrs mit Wuschelhaar und Pferdeohren ist aufwendig in drei Zeilen signiert, Giovanni Pichler (1734 – 1791), Nathaniel Marchand  (1755- 1812), Luigi Pichler (1773 – 1854) und den Idar-Obersteiner Graveur,
August Rudolf Wild (1891-1956).
 

Die Gravierspindel von der Antike bis Heute.

Links. Eine moderne Zangenspindel
Rechts. Eine Spindel aus dem 19.Jahrhundert
Oben. Eine durch den Fidelbogen angetriebene Spindel ca. 2. Jh. n. Chr.



Weitere Informationen unter:

http://www.gemmarius-sculptor.de/

 

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http://www.gerhard-schmidt-art.de/

© Gerhard Schmidt 2008